- Strecke: ca. 14 km, von Casaccia nach Soglio, auf halber Höhe der rechten (nördlichen) Talseite
- Charakter: gut ausgebauter Wanderweg mit schönen Ausblicken, vielleicht berühmteste Strecke im Bergell, sehr sonnig
- Zeit: 4.45h, Schwierigkeit: T2
- Höhendifferenz: ↑340, ↓700 (letztlich sind es vielleicht mehr, der Weg ist nicht eben)
- Busstationen: Casaccia, Vicosoprano (Nasciarina, Plaza), Soglio Villagio
- Verpflegung: Kiosk Alpe Durbegia; in Soglio: Palazzo Salis, Stüa Grande, Hotel Solina.
Der Sentiero Panoramico – gelegentlich auch Via Panoramica genannt – ist die klassische Wanderung im Bergell. Sie beginnt in Casaccia, folgt zunächst noch dem Flusslauf der Maira und schwingt sich dann auf die nördliche Talseite. Das sorgt einerseits für grandiose Ausblicke insbesondere auf die steilen Kletterberge der Spazzacaldeira (die Fiamma!), der Cacciabella, der Scioragruppe und des Badile, andererseits für viel Sonne. Unterschätzen sollte man den Panoramico nicht – er ist kein Spaziergang! In Soglio hat man schon manch eine(n) völlig erschöpft ankommen sehen: Denn es geht nur selten eben, eher über Wurzel und Stein, auf und ab. Ein Höhenprofil kann man auf der Website von Schweizmobil einsehen (hier ist der Weg allerdings ab Maloja beschrieben, also einige Höhen- und Wegmeter abziehen).
Wer will, kann den Panoramico auch abkürzen: ein guter Einstieg bietet sich bei der Bushaltestelle Vicosoprano Nasciarina (-50 min). Oder man geht von Vicosoprano Plaza den Hang hinauf nach Durbegia (-80 min). Er lässt sich auch verlängern: Von Soglio weiter nach Dasciun, durch den Lovero-Tobel nach Somasascio und Montesetto und weiter bis nach Savogno (Achtung: öfters Streckensperrung!).
Von der Haltestelle des Postautos verlässt man Casaccia Richtung Süden auf dem breiten Weg durch die Wiesen – der Panoramico ist in diesem Teil identisch mit der Via Bregaglia. Bald quert man die Maira und kommt etwas mehr in den Wald. Abwechslungsreich, aber nahezu eben geht es weiter, vorbei am Stausee Löbbia. Jetzt ist es nur noch ein kleines Stück bis zur Verzweigung bei Nasciarina, wo der Weg Richtung Roticcio abfällt, teilweise läuft man auf geteerten Wirtschaftswegen.
Im kleinen Dorf mit der imposanten Aussicht auf die Albigna-Staumauer – ohne Verpflegungsmöglichkeit, sieht man vom Dorfbrunnen ab – folgen wir den Wegweisern und wechseln am Dorfende endgültig auf Bergwanderwege. Es folgt ein kleiner, aber happiger Anstieg. Nun geht es mit sehr schönen Ausblicken über Vicosoprano und vielen hübsch gelegenen Bänken durch Wälder, bis sich kurz vor der Alp Durbegia der Wirtschaftsweg öffnet. Meine Lieblingsalpe – hier ein sehr schöner Bericht über sie – ist in den Sommermonaten fast täglich bewirtschaftet (es gibt Getränke, einfache kalte Speisen, Kuchen, einen kräftigen Espresso & das einzige WC auf der Strecke). Aber auch unbewirtschaftet bietet sie sich als Pausenplatz an, denn nun haben wir mehr als die Hälfte der Strecke geschafft.
Gestärkt kann man sich an den sanften Aufstieg machen, der nun durch zahlreiche Tobel führt: Valèr, Fopeta, Peista. Hier überschreitet man auch den höchsten Punkt der Wanderung (1475) und nun folgt der Abstieg von 400 Metern, der meist gut über Steintreppen und Serpentinen geführt ist. Bei Parlongh stehen viele alte Hütten und eine Abzweigung führt hinunter ins Tal nach Stampa (auch sie kann man gut als Abkürzung nutzen).
Wir bleiben aber auf dem Sentiero Panoramico und geniessen oberhalb von Promontogno einen der schönsten Ausblicke auf das Bergeller Tal und die phänomenalen Spitzen von Piz Badile und Piz Cengalo. Der Weg scheint fast in den Himmel zu führen. Aber ganz bequem besteht er nun aus Steinplatten, die einst mühsam zugeschnitten und teils von unten hochgetragen wurden – so wichtig waren befestigte Wege für die Alpwirtschaft. Über deren Verfall berichten auch Wegtafeln, die an den Aussichtspunkten stehen und die Zunahme des Waldes dokumentieren. Und: Soll man weiter verwildern lassen oder wäre es doch wichtig, die Kulturlandschaft zu erhalten und zu pflegen? Eine wichtige Diskussion in der Alpenpolitik.
Wir aber freuen uns jetzt auf Soglio, das man zunächst nicht sieht, wohl aber am Geruch des Ziegenstalls bemerkt. Spät lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf den Kirchturm und ihn umringenden Häuser frei. Und wieder kann man einkehren, sich noch ein wenig im Ort umschauen oder schnell auf den Bus springen.
Wer will, kann den Panoramico verlängern. Aber man sollte auch können – insbesondere die Strecke durch den Lovero-Tobel ist ziemlich ausgesetzt, steil gehts auf dem engen Pfad zunächst den Berg hinunter, auf der italienischen Seite dann wieder hinauf. Hier ist der Panoramico kein Wanderweg für alle: die Schwierigkeit liegt bei T3; Trittsicherheit & Schwindelfreiheit sind keine schlechten Begleiter.
Freundlicher wird es erst an den Maiensässen Somasaccio und Gallegione, über die sich der Pfad zwischen den einfachen Hütten schwingt. Im Val Zernone, dem nächsten grossen Tobel, allerdings ist der Weg nach Foina, Frescarola und von dort aus weiter nach Savogno momentan gesperrt. Es bleibt der Abstieg in endlosen Serpentinen von etwa 400 Metern, man findet sich in Villa di Chiavenna wieder. Auch von hier gelangt man nach Savogno.