• Strecke: Casaccia – Val Maroz – Val da Cam – Plan Lo – Cadrin – Plan Vest – Alp Tobal – Soglio, ca. 18 km
  • Charakter: Höhenwanderung mit spektakulären Aussichten, durch abwechslungsreiche Landschaftsformen und Vegetationen
  • Zeit: 7-8h reine Gehzeit, zusätzlich grosszügig für Pausen planen, Schwierigkeit T2-3
  • Höhendifferenz: ca. 1000↑, 1300↓; Aufstieg in 3 grösseren Blöcken à 300-350m, Abstieg von Cadrin nach Soglio an einem Stück (Stöcke empfehlenswert)
  • Busstationen: Casaccia Villaggio, Soglio Villaggio
  • Verpflegung: Unbedingt mitnehmen! Kein Laden in Casaccia, erste Möglichkeit zum Einkehren bei Ankunft in Soglio.

Die Höhenwanderung vom Val Maroz über das Val da Cam in die Flanke des Piz Duan ist nach Meinung vieler ein absolutes Highlight und der allerschönste Wanderweg Graubündens. Sie ist quasi die «grosse Schwester» des tiefer gelegenen Sentiero Panoramico, der weit bequemer von Casaccia nach Soglio führt.

Zugegeben – es braucht etwas Kondition, um die 1000 Meter nach oben und die 1300 nach unten zu schaffen. Aber es lohnt sich! Schon das Val Maroz überrascht mit seinen sanften Hängen, der vielseitigen Vegetation und dem unberührten Flusslauf – hier entspringt die Maira. Das Val da Cam liegt eine Etappe höher; es verbindet Norden & Süden, begrüsst mit Steinmännchen und verabschiedet mit einem tiefgründigen See. Auf der Querung in der Flanke des Piz Duan fühlt man sich auf Augenhöhe mit den Bergeller Dreitausendern, während man durch Wiesen und Alpenrosen spaziert. Und der Abstieg über die Alpen Cadrin, Plan Vest und Tombal markiert die Rückkehr ins Kulturland und bildet einen herrlichen Abschluss der Wanderung.

 

In Casaccia Villaggio angekommen verlässt man das Dorf am Friedhof vorbei in westlicher Richtung auf dem breiten Wirtschaftsweg, der heute durch eine aufwändige Sprengung wieder gesichert ist. 12000 Kubikmeter Stein, die den Pfad durch Felsstürze bedrohten, wurden am Piz dal Sasc gesprengt. So ist der recht einfache Weg wieder begehbar. Er zieht sich ganz allmählich den Berg hinauf, bald kann man ihn verlassen und auf den alten Septimerpass-Wegen laufen. Rechts zeigt sich der kleine Skilift, bald aber biegen wir ins Val Maroz hinein und der Blick öffnet sich Richtung Alp Maroz Dora.

Hier bleiben wir auf der rechten Talseite (in Aufstiegsrichtung), bald zweigt an der rechten Flanke der Weg zum Septimer-Pass ab. Wir behalten die Richtung und steigen weiter das Tal nach hinten, wo im Sommer stets viel Vieh auf der Weide steht. Vor der zweiten Alp, Maroz Dent, ist nochmals ein Aufstieg zu bewältigen, der durch Alpenrosen-Felder führt und mit dem Blick zurück ins sanfte Tal belohnt wird. Bei der Alp kann man sehr gut eine Pause einlegen, schliesslich sind die ersten 600 Höhenmeter geschafft.

Vorbei an einer gemauerten Weideeinfassung (tolles Fünfeck!) steigt man ein kleines Stück zur Maira hinab, die hier noch ein Bach ist und von einer kleinen Holzbrücke gequert wird. Wieder kommt eine Abzweigung: Rechts geht es Richtung Val da la Duana, wir halten uns links zum Hang und beginnen den Aufstieg ins Val da Cam. Dieser ist mühsam, zahlreiche Serpentinen führen immer noch recht steil hinauf, jeder Höhenmeter will erkämpft sein. Aber nun hat man auch einen schönen Blick ins hintere Val Maroz.

Oben schliesslich grüssen die Steinmänner, die schon von unten zu sehen waren, leibhaftig und lebensgross. Sie geben den Weg frei in das Hochtal, das zwischen Piz Duan und Piz Cam liegt und von kleinen Mooren und Bachläufen geprägt ist. Im Juni liegt hier oft noch Schnee, die kleinen Querungen sind aber völlig gefahrlos zu gehen.

Einfach zu queren: Schneefelder im Val da Cam
Einfach zu queren: Schneefelder im Val da Cam
Ganz überraschend kommt der Blick auf den Lägh da Cam
Ganz überraschend kommt der Blick auf den Lägh da Cam

Nun kommt das Spektakel der Wanderung: Das Val da Cam gibt den Blick frei auf die Dreitausender des Bergells, deren Zacken über den Bergwiesen erscheinen – Badile, Cengalo, die Sciora-Gruppe, Cacciabella, Bacun und viele mehr. Obwohl man fast 1000 Meter tiefer steht, fühlt man sich auf Augenhöhe, die Berge scheinen zudem zum Greifen nah. Ganz überraschend tritt auch der Lägh da Cam ins Blickfeld, er liegt tief unter uns und das Ufer bleibt entfernt.

Mit diesen grandiosen Aussichten steigt man nun leicht ab bis Plan Lo (2246), wobei man die eigentliche Alp links liegen lässt. Hier ist auch ein Brunnen, an dem man die Wasserflaschen nochmals füllen kann – das ist vor dem Einstieg in den Südhang ratsam. Quer durch relativ steile Wiesen geht der Pfad nun in die Flanke des Piz Duan. Angst braucht man hier nicht zu haben, der Weg ist stets trittbreit, gelegentlich von Bäumchen flankiert und nur auf ganz wenigen Metern in schlechtem Zustand, wo eine Rüfe zu überqueren ist (auf dem Bild sieht es dramatischer aus als in Wirklichkeit, zumal der darunter liegende Abhang nicht tief ist).

Kurz vor Cadrin verdichtet sich das Gelände und wird weniger steil, die Vegetation hat wieder mehr Platz. Hier steht eine Mischung aus Arven, Lärchen und Fichten, darunter fantastische Felder von Alpenrosen.

Die Alpenrosen-Felder kurz vor Cadrin
Die Alpenrosen-Felder kurz vor Cadrin

Bei Cadrin ist eine neue Wegmarke erreicht, hier sieht man die Wegverzweigung hinauf auf den Pass da la Duana. Froh, dort heute nicht mehr hinauf zu müssen, schlägt man den recht bequemen Weg nach Plan Vest ein, einer kleinen, noch immer bewirtschafteten Alp. Ab hier schliesslich wird es etwas steil –  aber auf gut ausgebauten Pfaden und in sehr guten Serpentinen bewältigt man den Abstieg weiter über Alp Tombal nach Soglio.

Wie ein kleines Nest: Blick auf Soglio von Tombal
Wie ein kleines Nest: Blick auf Soglio von Tombal
Neue Strecke ins Val Maroz: Abzweigung vom Wirtschaftsweg
Neue Strecke ins Val Maroz: Abzweigung vom Wirtschaftsweg
Alter Römerweg Richtung Septimerpass: Normalzustieg zum Val Maroz.
Alter Römerweg Richtung Septimerpass: Normalzustieg zum Val Maroz.
Alp Maroz Dora: Zwar bewirtschaftet, aber keine Einkehrmöglichkeit
Alp Maroz Dora: Zwar bewirtschaftet, aber keine Einkehrmöglichkeit
Das Val Maroz im Hochsommer: eine Postkarten-Idylle
Das Val Maroz im Hochsommer: eine Postkarten-Idylle
Pause an der (noch) unbewirtschafteten Alp Maroz Dent
Pause an der (noch) unbewirtschafteten Alp Maroz Dent
Blick ins hintere Val Maroz
Blick ins hintere Val Maroz
Die Steinmänner blicken vom Val da Cam ins Engadin
Die Steinmänner blicken vom Val da Cam ins Engadin
Blick Richtung Albigna: rechts Piz Cacciabella, hinten die Gletscher am Cima dal Cantun
Blick Richtung Albigna: rechts Piz Cacciabella, hinten die Gletscher am Cima dal Cantun
Kleine Rüfe auf dem Weg zwischen Plan Lo und Cadrin
Kleine Rüfe auf dem Weg zwischen Plan Lo und Cadrin
... und der Weg einfach idyllisch!
... und der Weg einfach idyllisch!
Blick von oben auf die Alp Tombal
Blick von oben auf die Alp Tombal
Abendstimmung auf Alp Tombal (Foto: C. Peitz)
Abendstimmung auf Alp Tombal (Foto: C. Peitz)